Im Winter sterben Pflanzen selten an Kälte — sie sterben an Fürsorge. Viele von uns überkompensieren: mehr gießen, mehr heißes Lüften, mehr Dünger. Ergebnis: braune Blätter, Wurzelfäule, nervige Spinnmilben.
Ich beschäftige mich seit mehr als einem Jahrzehnt mit Zimmergrün, habe in Berliner Wohnungen Pflanzen-Notfälle behoben und in Baumärkten Tipps gegeben. Hier die häufigsten Fehler — und wie Sie sie schnell korrigieren.
Fehler 1: Zu viel Gießen
Im Winter verlangsamt sich das Wachstum vieler Zimmerpflanzen deutlich. Der Wasserbedarf kann bis zu 50 % sinken. Trotzdem gießt fast jeder weiter wie im Sommer.
- Prüfen Sie die Erde: Fingerprobe 5 cm tief oder ein Feuchtigkeitsmesser sind Gold wert.
- Gießen Sie seltener, aber durchdringend — bis das Wasser aus dem Topfboden läuft, dann überschüssiges Wasser entfernen.
- Sukkulenten und Kakteen brauchen praktisch kaum Wasser; Palmen und Ficus lieber leicht antrocknen lassen.
Fehler 2: Die Heizung ist der heimliche Pflanzenkiller
Warme, trockene Luft = Stress. Radiator direkt unter dem Fenster ist ein schlechter Platz für viele Grünpflanzen.
- Vermeiden Sie direkt über der Heizung stehende Töpfe. Besser: auf einen Pflanzenhocker oder weiter vom Heizkörper weg.
- Erhöhen Sie die Luftfeuchte: Zimmerbrunnen, elektrische Luftbefeuchter oder einfache Kiesel-Schalen mit Wasser.
- Gruppieren Sie Pflanzen — dadurch steigt die lokale Luftfeuchte.
Fehler 3: Licht falsch eingeschätzt
Viele Menschen denken, weil’s draußen dunkel ist, brauchen Pflanzen nur Ruhe. Tatsächlich leiden Schattengewächse weniger als sonnenhungrige Arten.
- Stellen Sie sonnenhungrige Pflanzen näher ans Fenster (Süd- oder Westseite). Bei starken Temperaturunterschieden Abstand zu kaltem Glas halten.
- LED-Pflanzenlampen sind jetzt günstig und effektiv — 6–8 Stunden zusätzliche Beleuchtung kann Wunder wirken.
- Drehen Sie die Töpfe regelmäßig: einseitige Lichtzufuhr führt zu schiefem Wuchs.
Fehler 4: Dünger und Umtopfen zur falschen Zeit
Viele füttern im Herbst noch normal oder topfen ins neue Substrat — das stresst die Pflanzen.
- Von Oktober bis März nur sehr wenig oder gar nicht düngen. Pflanzen sind in einer Ruhephase.
- Umtopfen nur wenn nötig (Wurzeldruck, Töpfe, die stark entwurzelt sind) — besser im Frühjahr.
Fehler 5: Panikmaßnahmen und übermäßiges Besprühen
Blätter täglich einsprühen hilft oft mehr den Pilzen als der Pflanze. Und schnelle „Nottransporte“ ans Fenster setzen Pflanzen oft Kälteschock aus.
- Blätter mechanisch abwischen statt Dauerberieselung; das entfernt Staub und verhindert Schädlinge.
- Bei Schädlingsbefall: Insektizide Seifen oder Neemöl verwenden, gezielt behandeln — nicht gleich alles abspritzen oder drastisch beschneiden.
Praktische Winter-Checkliste (kurz)
- Fingerprobe vor dem Gießen — lieber zu trocken als nass.
- Luftfeuchte messen: 40–60 % anstreben; Luftbefeuchter oder Kieseltrays nutzen.
- LED-Licht 6–8 Stunden für lichtbedürftige Arten.
- Kein Dünger im Winter; Umtopfen verschieben.
- Regelmäßig auf Schädlinge prüfen (Unterseite der Blätter!).
Konkrete Beispiele
Monstera und Ficus: weniger gießen, heller Platz, keine Fensterbank über der Heizung. Sukkulenten: fast trocken halten. Farne: brauchen höhere Luftfeuchte — Badezimmer oder Badezimmer-ähnliche Ecken sind ideal.
Fazit
Winterpflege ist weniger Drama, mehr Achtsamkeit. Weniger ist oft mehr: weniger Wasser, weniger Dünger, ein bisschen künstliches Licht und ein Luftbefeuchter können Ihre Pflanzen durch die dunkle Jahreszeit bringen.
Haben Sie eine Winter-Rettungsgeschichte oder einen Tipp aus München, Berlin oder Hamburg? Schreiben Sie’s in die Kommentare — ich antworte gern mit konkreten Ratschlägen.









