Im Dezember passiert bei vielen Pflanzen das Gleiche: Sie welken — und wir greifen reflexhaft zur Gießkanne. Doch oft macht genau dieses Gießen mehr Schaden als Nutzen. Die Pflanzen sind jetzt im Sparmodus, die Verdunstung sinkt, und trotzdem überwässern wir ihnen die Wurzeln. Hier erkläre ich, was wirklich falsch läuft und wie Sie Ihre grünen Mitbewohner heil durch die kalte Jahreszeit bringen.
Warum häufiger Gießen im Winter gefährlich ist
Im Winter reduzieren Pflanzen ihre Stoffwechselrate. Weniger Licht, kürzere Tage und niedrigere Temperaturen bedeuten: weniger Wasserverbrauch. Experten schätzen, dass viele Zimmerpflanzen im Winter bis zu 50 % weniger Wasser benötigen. In beheizten Altbauwohnungen mit trockener Luft entsteht trotzdem oft der Trugschluss, man müsse öfter gießen, weil die Blätter „dürsten“ aussehen — in Wahrheit sind die Wurzeln oft schon faul.
Typische Fehler — und wie Sie sie erkennen
- Oberfläche ist feucht, trotzdem gießen: Das führt zu Staunässe und Wurzelfäule. Geruch aus dem Topf ist ein Warnsignal.
- Gießen nur nach Gefühl: Fingertest kann täuschen — verwenden Sie Topfgewicht oder Messgerät.
- Kaltes Wasser: Schock für die Wurzeln. Besser: zimmerwarmes Wasser.
- Pflanzen auf Heizkörpern: Wenn die Erde schnell austrocknet, gießen Sie häufiger, aber sparsam — und prüfen Sie lieber die Luftfeuchte.

Praktische Regeln: Wie oft und wie viel gießen?
Es gibt keine Universalregel, aber diese Faustregeln helfen:
- Für die meisten Grünpflanzen: nur wenn die obersten 2–3 cm trocken sind.
- Sukkulenten und Kakteen: Richtung 3–5 cm Trockenheit, oft nur alle 4–8 Wochen.
- Tropische Pflanzen (Calathea, Monstera): leichte Trockenheit an der Oberfläche, kein Staunässe.
- Immer in einem Zug gießen, bis Wasser aus dem Drainageloch kommt — danach überschüssiges Wasser abgießen.
Einfache Tests, die tatsächlich funktionieren
Ich habe es satt, Leuten zu raten, „einfach hinzusehen“. Probieren Sie diese praktischen Methoden:
- Fingerprobe: 2–3 cm in die Erde stecken — fühlt sich feucht an, nicht gießen.
- Topfgewicht: Heben Sie den Topf direkt nach dem Gießen und merken Sie sich das Gewicht; trocken = deutlich leichter.
- Feuchtigkeitsmesser: Kostet wenig, zeigt verlässlich an — besonders bei großen Pflanzen hilfreich.

Erde, Töpfe und Luftfeuchte: Kleine Stellschrauben mit großer Wirkung
Nicht nur die Menge, sondern wie Wasser abläuft, ist entscheidend. Gute Durchlässigkeit verhindert Staunässe: mischen Sie Perlit oder Lavasplitt in die Blumenerde (bei OBI oder Dehner erhältlich). Für Fensterbänke in Altbauwohnungen gilt: Abstand zum kalten Fenster, Zugluft vermeiden, aber auch keine direkte Heizkörperzone.
Erhöhen Sie die Luftfeuchte, statt mehr zu gießen: Kieselstein-Schalen, Pflanzen gruppieren oder einen kleinen Luftbefeuchter einsetzen. Besonders bei tropischen Arten wirkt das Wunder.
Spezielle Pflanzen — kurze Empfehlungen
- Monstera/Ficus: weniger gießen, Boden leicht antrocknen lassen.
- Orchideen: nur wenn das Substrat fast trocken ist — nie in stehendes Wasser.
- Sukkulenten/Kakteen: so gut wie gar nicht gießen, außer aktive Wurzeln zeigen.
- Amaryllis & Zwiebelblumen (Zimmerblüte): moderat gießen, Blütephase beachten.
Kurzer Winter-Check vor dem Gießen
- Ist die Oberfläche trocken? Wenn nein: verschieben.
- Riecht der Topf muffig? Dann nicht gießen — Umtopfen prüfen.
- Steht die Pflanze warm/trocken oder kühl/zugig? Standort anpassen.
- Gießen Sie morgens mit lauwarmem Wasser.
Wenn ich ein Fazit ziehen darf: Gießen ist im Dezember weniger oft, aber bewusster. Überwässerung ist der häufigste Fehler — und der lässt sich mit ein paar handfesten Tricks leicht vermeiden. Haben Sie spezielle Pflanzen, bei denen Sie unsicher sind? Schreiben Sie in die Kommentare — ich antworte gern und teile aus meinem Praxischaos die besten Lösungen.









