Im Winter sehen viele Zimmerpflanzen plötzlich schlapp aus, obwohl Sie sie „wie immer“ gießen. Überraschung: Die Pflanzen brauchen jetzt meist weniger Wasser – aber mehr Luftfeuchtigkeit und Licht. Ich habe in meiner Berliner Wohnung jahrelang gegen gelbe Blätter gekämpft, bis mir ein einfacher Grundsatz geholfen hat: Gießen nach Licht, nicht nach Kalender. Das klingt banal, aber es verändert nachhaltig, wie Ihre Pflanzen den Winter überstehen.
Der einfache Trick: Gießen nach Licht
Statt stur jeden Samstag zu gießen, orientieren Sie sich an der Lichtmenge und an der Verdunstung im Raum. Weniger Licht + warme Heizung = deutlich geringerer Wasserbedarf. Viele Grünpflanzen benötigen im Winter bis zu 50 % weniger Wasser als im Sommer.
- Prüfen Sie die Erde mit dem Finger: oberste 2–3 cm trocken = meist gießen.
- Topf kurz anheben — Gewicht sagt oft mehr als Kalender: leicht = trocken.
- Für Sukkulenten und Kakteen gilt weiterhin: deutlich seltener gießen.
Licht, Temperatur und Standort – kleine Anpassungen mit großer Wirkung
Fensterbank ist nicht gleich Fensterbank. In Süddeutschland hat ein Südfenster oft genug Restlicht, in Norddeutschland oder in Mietwohnungen mit hohen Fenstern nicht.

Tipp: Stellen Sie lichtliebende Pflanzen näher ans Fenster, aber achten Sie auf kalte Zugluft bei alten Fenstern. Empfindliche Gewächse wie Monstera oder Ficus vertragen keine Temperatursprünge. Heizkörperwärme trocknet den Wurzelbereich aus — besser Abstand halten oder die Pflanze auf eine Keramikunterlage stellen.
Luftfeuchte erhöhen – so vermeiden Sie Spinnmilben und braune Blattspitzen
In beheizten Räumen sinkt die Luftfeuchte oft auf 20–30 %. Ideal für viele Zimmerpflanzen sind 40–60 %. Trockene Luft fördert Spinnmilben und lässt Blattspitzen braun werden.
- Gruppieren: Stellen Sie mehrere Pflanzen zusammen, sie erzeugen Mikroklima.
- Wasser-Schälchen mit Kies: Eine einfache Pebble-Tray-Lösung hilft – Topf auf Kies, darunter Wasser.
- Kleine Luftbefeuchter sind besonders in Schlafräumen sinnvoll; günstige Modelle finden Sie bei OBI oder Dehner.
- Regelmäßig mit kalkfreiem Wasser besprühen (nur bei Pflanzen, die das mögen).
Düngen, Umtopfen, Blattreinigung – was wichtig ist
Im Winter reduzieren Sie das Düngen deutlich oder setzen es aus. Pflanzen ruhen; zu viel Nährstoffe fördern krankes Wachstum. Umtopfen nur bei offensichtlichem Bedarf (Wurzeln aus dem Topf, sehr verdichtete Erde).
Staub auf den Blättern reduziert die Photosynthese. Wischen Sie große Blätter (z. B. Monstera) mit feuchtem Tuch ab – das hilft sofort. Bei empfindlichen Pflanzen lieber mit lauwarmem Wasser abduschen.

Schädlinge im Blick behalten
Spinnmilben, Wollläuse und Blattläuse treten häufig im Winter auf. Besonders bei trockener Luft vermehren sich Spinnmilben schnell. Achten Sie auf feine Netze, gelbe Punkte und klebrige Blätter.
- Frühzeitig isolieren: Befallenes Exemplar von den anderen Pflanzen trennen.
- Mechanisch entfernen und mit mildem Seifenwasser behandeln.
- Bei starkem Befall biologische Mittel nutzen oder in Fachmärkten Rat holen (z. B. Dehner-Beratung).
Praktische Winter-Checkliste
- Gießen nach Licht: Fingerprobe + Topfgewicht
- Abstand zu Heizkörpern: 30–50 cm
- Luftfeuchte erhöhen: Gruppe, Kieswanne oder Luftbefeuchter
- Düngen stark reduzieren
- Blätter sauber halten, Pflanzen regelmäßig kontrollieren
Ein „Wow“-Fakt zum Schluss: Wer die Luftfeuchte von 25 % auf 45 % anhebt, reduziert Spinnmilben-Befall drastisch und sieht binnen Wochen gesündere Blätter. Das ist keine Magie, sondern Physik — und mit einem kleinen Luftbefeuchter oder einer Kieswanne leicht erreichbar.
Wenn Sie ein konkretes Pflanzenproblem haben, schreiben Sie mir: Nennen Sie Art, Standort (z. B. Berlin-Südseite) und beschreiben Sie die Symptome. Ich antworte gern mit gezielten Tipps — und freue mich über Ihre Winter-Wachstumsfotos!









