Sie gießen regelmäßig, setzen die Pflanze ans Fenster und wundern sich, warum die Blätter gelb werden? Überraschung: Nicht Durst, sondern Wasser ist häufig der stille Mörder Ihrer Zimmerpflanzen. In meiner Arbeit mit Hobbygärtnern und der örtlichen Gärtnerei habe ich mehr verkorkste Pflanzen gesehen als vertrocknete. Es ist Zeit, das Gießverhalten zu überdenken.
Warum zu viel Gießen gefährlicher ist als zu wenig
Wasser allein tötet nicht — Sauerstoffmangel an den Wurzeln schon. Wenn Erde dauerhaft nass bleibt, verfaulen Wurzeln, Bakterien und Pilze wandern ein, und die Pflanze kann Nährstoffe nicht mehr aufnehmen. Häufig merken Sie das erst, wenn es zu spät ist.
Typische Anzeichen von Überwässerung
- Gelbe, weiche Blätter, oft abfallend statt krumpelig
- Schmierige, braune Stellen am Stängel oder an den Wurzeln
- Modriger Geruch aus dem Topf oder sichtbarer Schimmel auf der Erde
- Pflanze wirkt schlaff trotz feuchter Erde
Prüfen Sie richtig — einfache Tests
Bevor Sie gießen: fühlen, wiegen, schauen. Drei schnelle Methoden, die ich täglich empfehle:
- Fingerprobe: 3–4 cm in die Erde stecken — fühlt sie sich kühl und feucht an, nicht gießen.
- Wiegetest: trockene Töpfe sind deutlich leichter. Heben Sie den Topf an, merken Sie sich Gewichtsunterschiede.
- Holzstäbchen oder Feuchtigkeitsmesser: Holz bleibt feucht, wenn zu nass; ein günstiger Feuchtigkeitsmesser aus Baumarkt (z. B. OBI, Bauhaus, Dehner) spart viele Fehler.
Was Sie sofort tun können, wenn Sie übergossen haben
- Stoppen Sie das Gießen sofort und bringen Sie die Pflanze an einen luftigen, hellen Platz.
- Topf kontrollieren: steht Wasser im Untersetzer? Entfernen Sie es.
- Bei starkem Befall: vorsichtig aus dem Topf nehmen, schwarze/weiche Wurzeln abschneiden, alte Erde entsorgen und mit frischer, durchlässiger Erde (mit Perlit oder grobem Sand) neu eintopfen.
- Sanfter Trick bei Sauerstoffmangel: eine verdünnte Wasserstoffperoxid-Lösung (3% H2O2 1:4 mit Wasser) kann helfen, Boden zu belüften — sparsam und nur bei akutem Problem verwenden.
Vorbeugen: die Gießstrategie, die wirklich funktioniert
Regelmäßig gießen heißt nicht oft gießen. Besser: seltener, dafür gründlich — bis Wasser aus dem Abflussloch kommt — und dann erst wieder, wenn die obere Erdschicht angetrocknet ist.
- Topfwahl: Terrakotta nimmt Feuchtigkeit auf und hilft, Staunässe zu vermeiden. Kunststofftöpfe halten länger nass.
- Substrat: Eine Mischung aus Blumenerde, Perlit oder Kokosfasern verbessert die Drainage. Für Kakteen/Sukkulenten: spezielles Kakteensubstrat.
- Drainage: Kiesel oder Tonscherben auf den Boden des Topfes? Besser gleich einen Topf mit Abflussloch verwenden.
- Saison beachten: Im Winter verlangsamt sich das Pflanzenwachstum — weniger gießen.
Welche Pflanzen sind besonders empfindlich?
Sukkulenten und Kakteen zeigen Überwässerung am schnellsten — sie speichern Wasser nicht für Dauerfeuchte. Aber auch eigentlich robuste Arten wie Monstera, Ficus oder Zamioculcas leiden bei Dauerfeuchte.
Ein echtes Beispiel aus der Praxis
Vor ein paar Jahren brachte eine Kundin drei „kranke“ Monsteras in die Gärtnerei. Diagnose: regelmäßiger Minigieß-Rhythmus, Topf ohne Abfluss, Staunässe. Nach Wurzelkontrolle, neuem Substrat und einem Monat Ruhe erholten sich zwei Pflanzen vollständig. Die dritte war irreparabel geschädigt — eine teure, aber lehrreiche Erfahrung.
Fazit und praktische To-dos
Überwässerung ist kein Mysterium, sondern meist eine Gewohnheit. Tun Sie diese drei Dinge: prüfen statt raten, auf durchlässiges Substrat setzen, Töpfe mit Abflusslöchern nutzen. Damit retten Sie mehr Pflanzen, als Sie vielleicht verlieren.
Haben Sie eine Pflanze, die immer wieder Probleme macht? Schreiben Sie in die Kommentare oder speichern Sie diesen Beitrag — ich teile gern konkrete Troubleshooting-Schritte für echte Zimmerpflanzenfälle.









