Im Winter nehmen viele Pflanzenbesitzer das Gießen genauso ernst wie im Sommer — und das ist der Kern des Problems. Die meisten Zimmerpflanzen brauchen jetzt deutlich weniger Wasser, aber wir behandeln sie nach Gewohnheit. Das Resultat: feuchte Erde, faulende Wurzeln und jede Menge Frust.
Warum die Winterregel „Weniger ist mehr“ nicht reicht
Der populärste Fehler ist nicht die Menge allein, sondern das sture Gießen nach Zeitplan. Viele gießen jede Woche, weil es sich so anfühlt. Aber Pflanzen haben im Winter einen anderen Stoffwechsel: Photosynthese läuft langsamer, Wachstum stockt, Verdunstung sinkt.
Das heißt: Regeln wie „einmal pro Woche“ sind trügerisch. Der Boden trocknet langsamer, vor allem in kühlen, wenig belichteten Räumen — und genau da machen Wurzeln Probleme, weil stehende Nässe Krankheitserreger fördert.

Konkrete Anzeichen, dass Sie falsch gießen
- Blätter werden gelb und weich, nicht nur welk — Hinweis auf Wurzelfäule.
- Topf riecht muffig oder es bilden sich weiße Beläge auf der Erde.
- Pflanzen sitzen in nassem Substrat mehrere Tage bis Wochen.
- Wasser läuft sofort durch den Topf — Hinweis auf verarmtes Substrat oder zu viel Kalk.
Praktische Anleitung: So gießen Sie richtig — ohne Ratespiel
Ich gebe Ihnen eine pragmatische Schritt-für-Schritt-Methode, die ich in vielen Berliner Wohnungen, im Gartenmarkt und auch bei Freunden getestet habe.
- Fingerprobe statt Kalender: Stecken Sie den Finger 3–5 cm in die Erde. Fühlt es sich trocken an, wird gegossen. Feucht — warten.
- Moisture-Meter: Ein günstiges Messgerät (bei OBI oder Bauhaus erhältlich) gibt schnelle Sicherheit, besonders bei seltenen, großen Töpfen.
- Temperatur des Wassers: Verwenden Sie lauwarmes Wasser. Kaltes Leitungswasser stresst die Wurzeln.
- Gießen von unten bei Kübelpflanzen: Stellen Sie den Topf kurz in eine Schale mit Wasser — so saugt das Substrat gleichmäßig ohne Überkopf-Nässe.
- Keine Düngung: Im Winter düngen Sie kaum bis gar nicht. Nährstoffe sind für träges Wachstum kontraproduktiv.
- Drainage sicherstellen: Kontrollieren Sie, ob Abflusslöcher frei sind. Kies im Untersetzer ist besser als stehendes Wasser.
Zusatztricks, die wirklich helfen
Raumklima spielt eine große Rolle: Heizkörperluft ist trocken, Fensterbänke oft kalt. Gruppieren Sie Pflanzen, um Mikroklima zu schaffen. Eine Schale mit Kieselsteinen und Wasser erhöht die Luftfeuchte lokal. Empfindliche Pflanzen (z. B. Ficus, Calathea) mögen keine direkte Heizkörperhitze — ein Abstand von 30 cm hilft.
Wenn Sie Pflanzen aus dem Garten in Kübeln reinholen (insbesondere aus Regionen mit Frost), prüfen Sie Wurzelballen und ersetzen Sie schadhafte Erde lieber im Herbst. Viele Ausfälle passieren genau dann, weil Außen- und Innenbedingungen falsch gemanagt wurden.

Ein überraschender Fakt
Viele Profi-Gärtnereien sehen die meisten Winterverluste nicht durch Trockenheit, sondern durch Überwässerung und anschließende Pilzerkrankungen. Ein Pflanzenfreund, der regelmäßig seine Fensterbank mit neuen Exoten bestückt, verliert oft mehr Pflanzen an „zu viel Liebe“ als an Vernachlässigung.
Kurzcheck vor dem Gießen (Ihre Winter-Checkliste)
- Fingerprobe oder Feuchtigkeitsmesser geprüft?
- Wasser lauwarm vorbereitet?
- Dränage frei, Untersetzer nicht voll?
- Keine Düngung geplant?
- Pflanze steht nicht direkt an Heizkörpern oder kalten Scheiben?
Wenn Sie diese Punkte beachten, reduzieren Sie Ausfälle deutlich — und sparen Zeit und Nerven. Ich spreche aus Erfahrung: Nach Jahren mit übertriebenem Gieß-Eifer habe ich meine Sammlung im Winter eingesackt, weil ich aufgehört habe, „nach Gefühl“ zu gießen.
Wollen Sie konkrete Tipps für Ihre Pflanzenart (Ficus, Monstera, Sukkulenten)? Schreiben Sie in die Kommentare — ich antworte gerne mit einer kurzen Pflege-Checkliste für Ihre Pflanzen.









