Sie haben das Fenster geputzt — und am nächsten Morgen sind wieder Streifen und Eiskrusten da? Viele reagieren reflexartig mit heißem Wasser oder Schrubben bis zum Rand. Der scheinbar logische Griff zur Wärmflasche ist genau der Moment, in dem die Dinge schiefgehen können. Ich schreibe seit über zehn Jahren über Haushaltstipps und sehe dieselben Fehler immer wieder.
Was wirklich passiert, wenn Sie bei Frost putzen
Glas reagiert auf schnelle Temperaturwechsel: Sehr heißes Wasser auf eiskalter Scheibe erzeugt Spannungen. Das führt selten zu spektakulären Rissen, aber zu feinen Spannungsbrüchen und nachhaltigen Spannstellen. Außerdem friert Schmutzwasser schneller wieder an, besonders an Rahmen und Dichtungen — dann sitzen Sie mit hartnäckigen Salzkrusten, die später schwer zu entfernen sind.
Der häufigste Fehler — und warum er so verlockend ist
Der Fehler, den ich am meisten sehe: Sie putzen die Außenseite bei Temperaturen unter etwa 0 °C mit normaler Seifenlauge oder heißem Wasser und erwarten ein sauberes Ergebnis. Das Problem ist doppelt:
- Heißes Wasser gefriert punktuell schneller und hinterlässt Streifen.
- Feuchte in den Dichtungen kann gefrieren, die Fensterlaufrichtung blockieren oder Dichtungen beschädigen.
Man denkt, wärmer = sauberer. In Innenräumen mag das stimmen, draußen ist es ein Trugschluss.
Besser putzen: Praktischer Fahrplan für kalte Tage
- Prüfen Sie die Temperaturen: Ideal ist Fensterputzen bei 5–15 °C. Unter 0 °C nur innen und die Außenreinigung mit Frostschutzlösung oder verschieben.
- Vorbereitung: Entfernen Sie groben Schmutz und Salzreste trocken mit einer Bürste. Das verhindert Ziehen beim Wischen.
- Lösung wählen: Mischen Sie lauwarmes Wasser mit einem Spritzer Spiritus/Isopropanol (ca. 20–30 %) und einem Tropfen Spülmittel. Der Alkohol senkt den Gefrierpunkt und trocknet schneller.
- Werkzeug: Mikrofaser + Gummiabzieher (Fenstersauger wie von Kärcher funktionieren gut, aber Akkus leiden bei Kälte).
- Trocknen: Ränder und Dichtungen mit einem sauberen Tuch trockenwischen, um ein erneutes Anfrieren zu verhindern.

Produkte und Regionaltipps
In Norddeutschland, wo Streusalz häufiger ist, lohnt sich eine gründliche Vorreinigung der Rahmen. Marken wie Dr. Beckmann bieten Winter-Reiniger mit Frostschutz an; im Baumarkt (OBI, Hornbach) finden Sie sporangeeignete Enteisungs-Sprays. Für Stadtwohnungen in Berlin oder München ist ein Fenstersauger (Kärcher, Vileda) praktisch — er spart Lauferei und lässt weniger Feuchtigkeit zurück.
Häufige Fragen — kurz beantwortet
- Kann heißes Wasser das Glas springen lassen? Extreme Temperaturunterschiede können Spannungen erzeugen; vermeiden Sie deshalb sehr heißes Wasser auf eiskaltem Glas.
- Sind Zeitungen okay? Nein — Druckerschwärze und kaltgepresste Feuchtigkeit führen zu Schmierfilm. Mikrofaser ist besser.
- Fenster vom Balkon aus reinigen? Achten Sie auf Sicherheit, verwenden Sie Teleskopstangen und wischen Sie lieber in mehreren Etappen.
Konkretes Beispiel aus der Praxis
Letzten Winter hat mir eine Leserin aus Hamburg geschrieben: Sie hatte die Balkonfenster mit heißem Wasser geputzt, weil sie die Salzränder loswerden wollte. Am nächsten Morgen waren die Dichtungen festgefroren und ein kleiner Spalt hatte sich gebildet — ein teures Nachspiel. Nach Umstellung auf eine Alkohol-Wasser-Mischung und sorgfältigem Trocknen war das Problem weg.
Fazit
Der verführerische Griff zum heißen Wasser ist der Klassiker: kurz gedacht, langfristig ärgerlich. Putzen Sie klug — Temperatur prüfen, passende Lösung wählen, trocken abziehen und Dichtungen pflegen. So sparen Sie Zeit, Nerven und ggf. teure Reparaturen.
Haben Sie eigene Erfahrungen oder einen Tipp, der immer funktioniert? Schreiben Sie es in die Kommentare — ich sammele die besten Hinweise für eine Update-Liste.









