Viele spüren es jedes Jahr: Im Dezember wird alles schwerer. Nicht nur wegen Geschenke-Stress oder Winterkälte — die Psychologie sieht klare biologische und soziale Gründe. Für manche ist es nur eine vorübergehende Verstimmung, für andere entwickelt sich eine richtige saisonale Depression. Hier erfahren Sie, warum das so ist und was wirklich hilft.
Warum gerade Dezember? Mehr als nur Kurzarbeit der Sonne
Psychologisch und biologisch treffen mehrere Faktoren zusammen. Weniger Tageslicht stört den Biorhythmus: Melatonin wird länger produziert, Serotoninspiegel können sinken. Das beeinflusst Stimmung, Antrieb und Schlaf.
Dazu kommen psychosoziale Belastungen: finanzielle Sorgen durch Geschenke, Familienerwartungen, allein verbrachte Feiertage oder Trauer über Verluste, die an Jahresenden stärker ins Bewusstsein rückt. In Großstädten wie Berlin oder München verstärkt das dichte Programm der Weihnachtsmärkte bei manchen sogar die Reizüberflutung statt die Stimmung zu heben.

Was die Forschung sagt (kurze Fakten)
- Die saisonale affektive Störung (SAD) tritt häufiger in nördlichen Breiten auf; Schätzungen sprechen von etwa 2–6% der Bevölkerung, saisonale Verstimmungen bis zu 20%.
- Lichtmangel ist ein zentraler Auslöser; Lichttherapie mit etwa 10.000 Lux am Morgen wirkt gut bei vielen Betroffenen.
- Psychotherapie und Bewegung haben ähnlich positive Effekte wie medikamentöse Ansätze bei moderaten Fällen.
Praktische Schritte, die Sie sofort umsetzen können
Es gibt Maßnahmen, die Sie selbst kontrollieren können — keine Wunderpille, aber oft spürbare Entlastung.
- Mehr Morgenlicht: Gehen Sie direkt nach dem Aufstehen 20–30 Minuten spazieren. Ein kurzer Gang durch den Park reicht oft aus.
- Lichttherapie: Ein Gerät mit ~10.000 Lux morgens für 20–30 Minuten kann den Biorhythmus stabilisieren. In Apotheken oder beim Hausarzt können Sie beraten werden.
- Bewegung: Drei Mal pro Woche 30 Minuten Ausdauertraining verbessert Stimmung und Schlaf.
- Vitamin D prüfen: Ein Bluttest beim Hausarzt gibt Klarheit; ggf. Supplementierung nach Rücksprache.
- Soziale Grenzen setzen: Sagen Sie Termine ab, wenn Sie merken, dass zu viel auf einmal ist. „Nein“ ist oft besser als ein überforderter „Ja“.
Was tun, wenn es ernster wird?
Nicht jede Dezemberschwäche ist harmlos. Achten Sie auf Warnsignale: anhaltende Antriebsarmut, Schlafstörungen, Schuldgefühle, Suizidgedanken oder starke Funktionseinschränkungen im Alltag. Dann zögern Sie nicht — sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Ihrem Therapeuten oder wenden Sie sich an Beratungsstellen wie Caritas, Diakonie oder die Telefonseelsorge.
Ein reales Beispiel
Eine Patientin aus Hamburg schilderte mir: „Die Lichter auf dem Weihnachtsmarkt machten mich nur müde, nicht fröhlich.“ Gemeinsam setzten wir auf tägliche Morgenrunden, reduzierten Termine im Dezember und planten bewusst kleine Rituale (eine Tasse guten Tees, eine halbe Stunde Lesen). Das reduzierte die Erschöpfung spürbar.

Kleiner „Wow“-Fakt, den kaum jemand kennt
Schon eine halbe Stunde Tageslicht am Morgen kann messbar die Stimmung verbessern — selbst wenn die Sonne nicht scheint. Die Helligkeit reicht oft, um den Biorhythmus zu stabilisieren.
Fazit: Dezemberschwere ist verständlich — und behandelbar
Die Kombination aus Lichtmangel, sozialen Erwartungen und persönlichen Belastungen macht Dezember für viele zur schwierigen Zeit. Aber die Psychologie bietet konkrete, umsetzbare Werkzeuge: Lichttherapie, Tagesstruktur, Bewegung und professionelle Hilfe, wenn nötig. Probieren Sie kleine Änderungen aus und beobachten Sie die Wirkung.
Teilen Sie gern Ihre Erfahrungen oder die Strategien, die Ihnen helfen — oder speichern Sie den Artikel für den nächsten Dezember. Wenn Sie möchten, kann ich auch eine kurze Checkliste zum Ausdrucken zusammenstellen.









