Wenn Sie das nächste Mal eine Wohnung besichtigen, achten Sie auf die Küche: Immer öfter fehlen die klassischen Oberschränke. Dieser Trend ist kein kurzlebiges Instagram-Must—er verändert, wie wir kochen, leben und Möbel planen. Warum das so ist und wie Sie den Look ohne Staub- und Chaosfalle umsetzen, erkläre ich aus Praxisblicken und mit konkreten Tipps.
Warum Oberschränke verschwinden
Der Hauptgrund ist simpel: Raumgefühl. Ohne Oberschränke wirkt eine Küche sofort heller und die Decken höher. In vielen Berliner Altbauwohnungen oder modernen Lofts in Hamburg schafft das freie Wandbild eine klare, ruhige Ästhetik.
Ein weiterer Faktor sind Lifestyle und Funktion: Offene Regale und minimalistische Lösungen passen zu urbanem Wohnen, in dem man gerne Dinge zeigt statt versteckt. Marken wie IKEA, Bulthaup oder Nolte bieten inzwischen Konzepte, die genau darauf aufbauen.

Vor- und Nachteile auf einen Blick
- Vorteile: mehr Licht, luftiger Eindruck, schneller Zugriff auf Alltagsgegenstände, dekorative Möglichkeiten.
- Nachteile: Staub- und Fettschicht auf Tassen, sichtbare Unordnung, weniger Stauraum für seltene Sachen.
Praktische Regeln für die Planung
Aus meiner Erfahrung gilt: Minimalismus ohne Organisation endet im Chaos. Fünf Grundregeln, die wirklich helfen:
- Definieren Sie Zonen: Kochen, Vorbereiten, Aufbewahren—nicht alles muss offen sein.
- Vorräte auslagern: Große Vorräte gehören in eine Speisekammer oder rollbare Schränke.
- Nutzen Sie geschlossene Schubladen tiefenwirksam: Schubladen sind unterschätzt, sie bieten mehr Stauraum als Oberschränke.
- Setzen Sie auf modulare Systeme: Hängeschienen, Regalböden und Magnetleisten sind flexibel und leicht auszutauschen.
- Reinigen Sie regelmäßig: Offene Flächen verlangen ein Putz-Ritual—einmal die Woche reicht, um Ärger zu vermeiden.
Materialien und Styling — so verhindert man die „Museumsküche“
Offene Küche darf nicht steril wirken. Kombination aus warmem Holz, mattem Metall oder gefliesten Rückwänden schafft Tiefe. Beispiele:
- Holzregale mit Metallkonsolen für einen industriellen Touch.
- Glasregale über dem Spülbereich, leicht zu reinigen und elegant.
- Keramik- oder Mosaik-Splashbacks für Farbakzente—praktisch, wenn Spritzer sichtbar sind.
Technik und Lüftung
Ohne Oberschränke wird die Haube zum zentralen Element. Investieren Sie in eine leistungsstarke Dunstabzugshaube mit Abluft (oder sehr guten Umluftfiltern), sonst sammeln sich Fett und Gerüche schneller an. Achten Sie außerdem auf integrierte Beleuchtung—hängende Lampen plus LED-Bands unter Regalen ersetzen die Lichtfunktion von Oberschränken.

Konkrete Einrichtungsideen
Ein paar Setups, die in der Praxis funktionieren:
- Kleinwohnung in Kreuzberg: schmale Arbeitsplatte, darunter Schubladen, oben zwei offene Regalböden für Tassen und Gewürze, große Magnetwand für Messer.
- Loft in München: Insel mit tiefen Schubladen, Wand komplett frei, nur eine flache Ablageleiste für Kochbücher und Kräuter.
- Familienküche: eine Mischung—offene Regale für Alltagsgeschirr, hohe Vorratsschränke an einer Wand für selten Benutztes.
Tipps gegen Chaos und Fett
- Verpacken Sie seltene Dinge in einheitlichen Boxen—Ruhe fürs Auge.
- Nutzen Sie Hakenleisten für Töpfe und Löffel; das spart Platz in Schubladen.
- Regelmäßige 10-Minuten-Aufräumrunde am Abend verhindert, dass Unordnung sichtbar wird.
Offene Küchen ohne Oberschränke sind kein reiner Stilzwang, sondern eine Entscheidung: mehr Sichtbarkeit, mehr Ästhetik, aber auch mehr Verantwortung bei der Organisation. Wenn Sie mit den richtigen Materialien, einer starken Haube und klaren Aufbewahrungszonen planen, gewinnen Sie Raum und Ruhe—und eine Küche, die wirklich zum Leben passt.
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