Mit über zehn Jahren Arbeit an Gesundheitsartikeln habe ich eines gelernt: die besten Übungen sind die, die man wirklich macht. Nach 50 verändern sich Gelenke — aber das ist kein Freifahrtschein fürs Aufgeben. Schon kleine, regelmäßige Bewegungen reduzieren Schmerzen, verbessern Alltagstauglichkeit und verringern Sturzrisiko.
Warum Bewegung jetzt wichtiger ist
Gelenke verlieren mit dem Alter Gelenkflüssigkeit und Muskulatur baut ab. Das erhöht Reibung und Instabilität. Studien zeigen: moderate Kraft- und Mobilitätsarbeit verlangsamt Verschleiß und lindert Symptome bei Arthrose. Ärzte empfehlen daher keine Schonhaltung, sondern gezielte, schonende Übungen — insbesondere, wenn Sie sich regelmäßig bewegen möchten.
Grundregel vorweg
- Wärmen Sie sich 5–10 Minuten auf (spazieren, leichtes Radfahren, Schulterkreisen).
- Bewegen Sie im schmerzfreien Bereich — scharfer Schmerz ist Warnsignal.
- Sprechen Sie bei starker Schwellung, akuten Schmerzen oder Rheuma mit Ihrem Orthopäden/Physiotherapeuten.
1. Sit-to-Stand (Aufstehen vom Stuhl) — Kraft fürs Knie und die Hüfte
Das klingt banal, ist aber goldwert: Aufstehen trainiert Quadrizeps, Gesäß und Koordination — also genau die Muskulatur, die Knie und Hüfte entlastet.

So geht’s: Setzen Sie sich auf einen stabilen Stuhl, Füße hüftbreit. Lehnen Sie sich leicht nach vorne, drücken Sie die Fersen in den Boden und stehen Sie langsam auf, ohne die Hände zu benutzen. Setzen Sie sich kontrolliert wieder hin.
- Wiederholungen: 2–3 Sätze zu 8–12 Wiederholungen, 3–4× pro Woche.
- Progression: niedrigerer Stuhl, langsamer Tempo, eine Hand hinter dem Rücken.
- Tipp: In Berlin kenne ich viele Senioren-Gruppen im Kiez, die das in kleinen Kursen unter Anleitung üben — sozial und effektiv.
2. Wand-Schultergleiten (Wall Slides) — Mobilität für Schultern und Brust
Schmerzempfindliche Schultern und steife Brustmuskeln sind nach 50 häufig. Wand-Schultergleiten öffnet die Schultergelenke und stärkt die Rotatorenmanschette ohne hohe Belastung.
So geht’s: Stellen Sie sich mit Rücken zur Wand, Fersen 10–15 cm entfernt. Ellbogen und Handrücken an die Wand. Gleiten Sie langsam mit Armen nach oben wie beim Schneeschieber, halten Sie die Schultern unten. Zurück nach unten.
- Wiederholungen: 2 Sätze à 10–15 Wiederholungen, täglich möglich.
- Varianten: Mit kleinem Thera-Band für leichten Widerstand.
- Vorsicht: Bei akuten Entzündungen/Sehnenrissen nur nach Rücksprache.
3. Fußkreisen & Wadenheben — Balance und Stabilität für Sprunggelenk und Knie
Stürze beginnen oft am Fuß. Ziel ist es, die Sprunggelenke beweglich und die Wadenmuskulatur stark zu halten. Eine einfache Kombi mit großer Wirkung.
Fußkreisen: Sitzen oder stehen, einen Fuß anheben und langsam im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn kreisen. 10× pro Richtung.

Wadenheben: Stellen Sie sich hinter einen Stuhl, halten Sie sich an der Lehne. Heben Sie die Fersen an, halten kurz, langsam senken. 2–3 Sätze zu 10–15 Wiederholungen.
- Verbinden Sie beide Übungen als Mini-Routine vor dem Frühstück.
- Für Fortgeschrittene: Wadenheben einbeinig oder auf einer Treppenstufe mit Fersenabsenkung.
- Balance-Tipp: Üben Sie das Wadenheben barfuß — das trainiert Fußmuskeln zusätzlich.
Praktische Alltagstipps
- Integrieren Sie Übungen in feste Rituale (Zähneputzen, Kaffeepause) — Gewohnheit schlägt Motivation.
- Liegt Arthrose vor: kurze, häufige Einheiten sind besser als lange, harte Trainings.
- Nutzen Sie lokale Angebote: Volkshochschulen, Physiotherapiepraxen oder Sportverein im Kiez bieten gelenkschonende Kurse.
Wann zum Arzt?
Wenn Gelenke rot, heiß oder deutlich geschwollen sind, wenn nächtliche Schmerzen auftreten oder Sie plötzliche Bewegungseinschränkungen haben — suchen Sie einen Orthopäden oder Ihre Hausarztpraxis auf. Auch eine kurze Physio-Einweisung spart oft Monate an Verunsicherung.
Ich bin es leid, von perfekten Trainingsplänen zu lesen; besser ist ein einfacher Plan, den Sie regelmäßig machen. Probieren Sie diese drei Übungen zwei bis drei Wochen und beobachten Sie, wie Alltagsschmerz und Sicherheit sich verändern.
Welche Übung hat Ihnen am besten geholfen? Teilen Sie Ihre Erfahrung — oder stellen Sie Ihre Fragen, ich antworte gerne.









