Viele schrubben im Winter wie verrückt und wundern sich über Streifen, gesprungene Scheiben oder gefrorene Dichtungen. Tatsache: falsche Technik und ungeeignete Mittel sind die Hauptgründe. Nach mehr als zehn Jahren Fensterreinigungstouren in Berliner Altbauten und Neubauten draußen bei Schnee kann ich Ihnen sagen — weniger ist oft mehr.
Warum „normales“ Putzen im Winter scheitert
Im Winter spielen Temperatur und Wasserqualität die erste Geige. Kaltes Wasser bildet schnell Eiskristalle, mineralisches Leitungswasser hinterlässt Schlieren, und zu viel Feuchtigkeit schadet Holzrahmen und Gummidichtungen. Profis passen Technik und Mittel an — nicht nur aus Bequemlichkeit, sondern aus Vernunft.
Das richtige Timing und die Sicherheitsregeln
- Putzen Sie bei Tageslicht und moderaten Temperaturen (ideal: über 0–5 °C). Unter −5 °C sollten Sie draußen besser nichts mit Wasser machen.
- Prüfen Sie vorher auf Eiszapfen und rutschige Stellen. Leiter? Nur mit Partner und rutschfesten Füßen.
- Fenster von außen bei Glätte nur mit Teleskopstange und Bodenkontakt reinigen — steigen Sie nicht auf vereisten Untergrund.
Werkzeug-Set eines Profis
Sie brauchen keine exotischen Produkte. Mein Winter-Toolkit:
- Gute Abzieher (Gummi in Ordnung, Marke wie Leifheit oder Profi-Abzieher)
- Mikrofaser-Windeleimer oder ein weiches Tuch
- Teleskopstange für Außenseiten
- Fliessendes Wasser: idealerweise gefiltertes oder destilliertes Wasser gemischt
- Alkoholhaltiges Sprühmittel (Isopropanol 30–50 %) für kalte Tage
Schritt-für-Schritt: So geht’s draußen
- Vorfegen: Entfernen Sie Schnee und Eis von Rahmen und Falz mit einer weichen Bürste.
- Vorsichtig anfeuchten: Nehmen Sie lauwarmes Wasser (nicht heiß!) oder eine Wasser-Alkohol-Mischung 4:1 Wasser zu Alkohol. Bei Temperaturen unter 0 °C lieber mehr Alkoholanteil.
- Reinigen: Verteilen Sie die Lösung mit Mikrofaser, arbeiten Sie von oben nach unten.
- Abziehen: Einmal, gleichmäßig, in vertikalen Zügen. Wischen Sie die Kante des Abziehers zwischen den Zügen ab — hier entstehen Schlieren.
- Ränder trocknen: Dichtungen mit trockenem Tuch abwischen. Keine Pfützen in Anschlagprofilen stehen lassen.
Innen putzen — aggressiv geht anders
Innen reicht meist warmes Wasser mit einem Spritzer Spülmittel. Vermeiden Sie Essigkonzentrate auf modernen Beschichtungen — sie können Metallteile angreifen. Bei beschlagener Doppelverglasung ist oft Lüften statt Rubbeln die Lösung: Stoßlüften für 5–10 Minuten reduziert Feuchte und verhindert Beschlag ohne Chemie.
Besondere Fälle: Holzrahmen, denkmalgeschützte Fenster, sehr kalt
Holzrahmen mögen kein langes Nasswerden. Tragen Sie Reinigungslösung sparsam auf und trocknen Sie den Rahmen sofort. Bei denkmalgeschützten Fenstern lieber Handarbeit statt Hochdruck oder Dampf — die alte Lackschicht mag es nicht. Bei sehr kalten Temperaturen (<0 °C) empfehle ich: kein Wasser außen, stattdessen alkoholfreies Sprühmittel und Abzieher mit Tuchreinigung oder professionelle Enteisungsmittel für Fensterdichtungen.
Häufige Fehler — und wie Sie sie vermeiden
- Fehler: Heißes Wasser im Frost. Folge: Spannungsrisse im Glas. Tipp: immer lauwarm oder alkoholhaltig.
- Fehler: Zu viel Reinigungsmittel. Folge: Rückstände und Streifen. Tipp: sparsam dosieren.
- Fehler: Abziehen ohne Tuchreinigung. Folge: Schmutz im Gummi reißt Schlieren. Tipp: Gummileiste regelmäßig säubern.
Ein Profi-Trick zum Schluss
Wenn Sie hartnäckige Streifen vermeiden wollen: Mischen Sie 70 % destilliertes Wasser mit 30 % Isopropanol und einem Tropfen mildem Spülmittel. Das trocknet schnell, reduziert Gefrieren und hinterlässt kaum Rückstände. Ich benutze diese Mischung bei Minusgraden — seitdem weniger Nachputzen.
Sie sehen: Winterfenster putzen ist kein Hexenwerk, aber anders als im Sommer. Mit der richtigen Technik sparen Sie Zeit, schonen Rahmen und vermeiden Schäden. Probieren Sie die Schritte beim nächsten Frost aus — und schreiben Sie unten, wie es geklappt hat oder welche „Winter-Putz-Tricks“ Sie haben. Merken Sie sich den Artikel, er zahlt sich aus.
