Der Weihnachtskaktus war vor kurzem noch ein grüner Hit mit Knospen — und jetzt hängt er schlaff über dem Topfrand. Überraschend viele Hobbygärtner töten diese robuste Pflanze nicht durch Kälte oder Schädlinge, sondern durch falsches Gießen. Sie denken, mehr Wasser hilft, weil die Blätter ja saftig aussehen — und zerstören damit die Wurzeln.
Warum ein Weihnachtskaktus anders gegossen werden will
Der Weihnachtskaktus (Schlumbergera) stammt aus den Regenwäldern Brasiliens und ist epiphytisch: er wächst auf Bäumen, nicht in schwerem Erdreich. Das heißt, er mag feuchte Luft und luftige, gut durchlässige Erde — gleichzeitig mag er keine Staunässe. Viele Fehler entstehen, weil die Topferde zu dicht ist oder das Gießverhalten dem von Sukkulenten entspricht.
Häufige Fehler beim Gießen
- Zu häufig gießen: kleine, ständige Wassergaben führen zu getränkter Erde und Wurzelfäule.
- Topf ohne Drainage: Wasser bleibt stehen, Wurzeln ersticken.
- Zu schwere Blumenerde: normale Garten- oder Balkonerde hält Wasser zu lange.
- Kalter Gießwasser oder kalte Fensterbank im Winter: Stress für die Pflanze.
- Oberflächliches Gießen: nur die obere Schicht wird nass, Wurzeln bleiben trocken.
Wie Sie richtig gießen — Schritt für Schritt
Diese Routine hat sich in meinen Jahren mit Wohnzimmerpflanzen immer wieder bewährt. Probieren Sie’s aus:

- Fingerprobe: stecken Sie den Finger 2–3 cm in die Erde. Trocken? Dann gießen.
- Wassertemperatur: lauwarmes, abgestandenes Wasser verwenden (Leitungswasser kurz stehen lassen).
- Durchdringend gießen: so lange, bis Wasser aus dem Drainageloch läuft — danach gut abtropfen lassen.
- Zwischen den Gießvorgängen die obere Erdschicht antrocknen lassen, aber nicht komplett austrocknen.
Umtopfen und Drainage — oft unterschätzt
Wenn die Erde vermoost riecht oder Wurzeln mattschwarz sind, ist Umtopfen Pflicht. Nehmen Sie einen Topf mit Loch, mischen Sie Blumenerde mit Perlit oder grobem Sand (Verhältnis etwa 2:1) oder kaufen Sie spezielles Substrat bei Dehner oder Ihrer lokalen Gärtnerei.
Beim Umtopfen alte, faulige Wurzeln großzügig abschneiden. Lassen Sie Schnittstellen kurz antrocknen, bevor Sie neu einpflanzen — das verhindert erneute Fäulnis.
Was tun bei Wurzelfäule — Rettung möglich
Bei ersten Anzeichen (fauliger Geruch, schwarze Wurzeln, welkende Segmente) handeln Sie schnell:
- Pflanze aus dem Topf nehmen, Erde entfernen, Wurzeln prüfen.
- Faulige Teile wegschneiden und in frisches, durchlässiges Substrat setzen.
- Nur sparsam wässern und die Pflanze an einen hellen, aber nicht zu warmen Standort stellen.
- In hartnäckigen Fällen fungizide Behandlung erwägen — oder Stecklinge als neue Pflanzen ziehen.

Pflegetipps für eine gute Blüte
Gießen ist nur ein Teil: Temperaturen um 15–18 °C nachts und ein wenig Dünger (halbkonzentriert, März–September) helfen. Reduzieren Sie das Gießen leicht sechs bis acht Wochen vor der erwarteten Blüte — das fördert Knospenbildung. Vermeiden Sie direkte, heiße Südfenster im Sommer; ein heller Ost- oder Nordostplatz ist ideal.
Praxisbeispiel aus der Gärtnerei
In einer kleinen Gärtnerei bei mir in der Stadt (ja, ich kaufe nicht nur online bei OBI) hat mir die Besitzerin gezeigt: die kräftigsten Pflanzen standen in halb geöffneten Orchideentöpfen mit Rindenmischung und wurden seltener, aber durchdringend gegossen. Das Ergebnis: volle Knospenpracht statt labbriger Segmente.
Fazit
Der häufigste Fehler ist nicht zu wenig, sondern zu viel und falsches Gießen. Mit luftiger Erde, Drainage, lauwarmem Wasser und einer klaren Wasserroutine können Sie Ihren Weihnachtskaktus meist retten — oder beim nächsten Umtopfen dauerhaft glücklich machen.
Haben Sie einen Pflege-Erfolg oder eine Horror-Story mit dem Weihnachtskaktus? Teilen Sie es in den Kommentaren — ich antworte gern mit konkreten Tipps!









