Dezember fühlt sich für viele nicht mehr wie gemütlicher Abschluss, sondern wie zähes Durchhalten an. Sie schlafen schlecht, sind schneller reizbar und warten sehnsüchtig aufs neue Jahr. Das ist kein individuelles Versagen — es gibt mehrere wissenschaftlich begründete Gründe, warum gerade dieser Monat Kraft zehrt.
Tageslicht, Hormone und das Gehirn
Der offensichtlichste Faktor ist das Licht: Kürzere Tage verändern unsere innere Uhr. Weniger Sonnenlicht reduziert Serotonin und erhöht Melatonin – das macht träge und schläfrig. In nördlichen Städten wie Berlin oder Hamburg merken viele Menschen das besonders deutlich.
Hinzu kommt eine Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Wenn Sie morgens im Dunkeln losgehen und abends früh wieder im Dunkeln sind, gerät der circadiane Rhythmus aus dem Takt. Das beeinflusst Konzentration, Stimmung und Energie.
Soziale Verpflichtungen und emotionale Last
Weihnachtsmärkte, Firmenfeiern, Verwandtenbesuche — Dezember ist voll mit Terminen, die emotional fordern. Für viele ist das nicht nur fröhlich, sondern auch belastend: Erwartungen, alte Konflikte, Vorbereitungsstress. Besonders Berufstätige, die zusätzlich Jahresabschlüsse stemmen (bei großen Arbeitgebern wie der Deutschen Bahn, der Industrie oder im Handel), erleben eine Doppelbelastung.

Auch die finanzielle Dimension spielt eine Rolle: Geschenke, Reisen, Essenseinkäufe bei Edeka oder Rewe. Dieser Druck erhöht Cortisol und sorgt für dauerhafte Ermüdung.
Gewohnheiten, die Energie rauben
- Mehr Alkohol und Süßes: Weihnachtsgebäck und Glühwein stören Schlafqualität.
- Zu wenig Bewegung: Kälte und frühe Dunkelheit reduzieren Aktivität.
- Decision fatigue: Viele kleine Entscheidungen (Geschenke, Menüs, Termine) erschöpfen die Willenskraft.
Praktische Strategien, die wirklich helfen
Das Gute: Viele Belastungen sind steuerbar. Hier sind konkrete Schritte, die Sie sofort anwenden können.
- Nutzen Sie Tageslicht bewusst: Morgenspaziergang, Pausen am Fenster, Arbeitsplatz möglichst nahe ans Fenster verlegen. Wenn nötig, empfehlen Expertinnen Tageslichtlampen (Lightboxes).
- Schlafroutine schützen: Feste Bettzeiten, digitalen Bildschirm 60 Minuten vor dem Schlafen reduzieren, kein Alkohol kurz vor dem Schlafengehen.
- Prioritäten setzen: Drei Dinge pro Tag, die wirklich wichtig sind — alles andere darf warten. Sagen Sie höflich Termine ab, die Energie kosten.
- Bewegung einbauen: 20 Minuten zügiges Gehen oder kurzes HIIT am Morgen hebt Stimmung und Energie.
- Vitamin D prüfen: In Deutschland sinken die Vitamin-D-Spiegel im Winter; eine kurze Blutkontrolle beim Hausarzt kann Klarheit schaffen. Drogerien wie DM haben Präparate, aber bitte Rücksprache mit Ärztin/Arzt.
- Alkohol moderieren: Ein Glas Glühwein ist okay, mehrere reduzieren jedoch Schlafqualität und Erholung.

Für Arbeitgeber und Angehörige
Wenn Sie Führungsverantwortung tragen: Flexible Zeiteinteilung, klare Prioritäten, kleine Entlastungen (z. B. weniger Meetings) wirken enorm. Für Angehörige gilt: Erwartungen kommunizieren, Aufgaben teilen — Kochen im Schichtsystem oder Geschenke-Einkauf rotieren.
Ein überraschender Faktor
Ein „Wow“-Fakt: Nicht nur Licht, sondern auch die Vielzahl sozialer Vergleiche über Social Media erhöht Stress. Wer ständig sieht, wie perfekt andere feiern, fühlt sich schlechter. Ein kleiner Digital-Detox kann Ihre Stimmung deutlich verbessern.
Fazit
Dezember ermüdet, weil mehrere Systeme zusammenwirken: Biologie, Verhalten, soziale Erwartungen und Arbeitsanforderungen. Sie sind nicht allein — und Sie können viel tun, um die Last zu reduzieren. Kleine, konkrete Änderungen bringen oft mehr als der perfekte Plan.
Wie geht es Ihnen im Dezember? Teilen Sie Ihre besten kleinen Rituale oder Fragen in den Kommentaren — ich antworte gern mit praktischen Anpassungen.









